68KunstKirche BUCHHOLZ

In Ordnung bringen … ein Versuch!

Sieglinde Mix
Sieglinde Mix

 

 

 

IN ORDNUNG BRINGEN … ein Versuch!
Sieglinde Mix | Rauminstallationen in Kirche, Mausoleum und auf dem Kirchhof
Ebenso zu sehen sind Werke von Schüler*innen der Baltic-Schule Rostock-Toitenwinkel. erarbeitet mit Sieglinde Mix/Gabriele Struck innerhalb eines Kunstprojektes zum Thema.

10.09.–16.10.2022
Ausstellung | Fr–So 14-18 Uhr

Eröffnung | 10.09. | 15 Uhr
Kammerphilharmonie Köln | 10.09. | 17 Uhr (Eintritt 20 € / erm. 12 €)
Konzert "Metis Trio" | 11.09. | 17 Uhr

Midissage | 03.10. | 11 Uhr
mit Sieglinde Mix sowie Schülerinnen und Schülern der Baltic Schule, Rostock-Toitenwinkel

Finissage | 16.10. | 15 Uhr


Sieglinde Mix fasst mit ihrem Kunstprojekt die tragischen Ereignisse in Buchholz und Umgebung nach dem Ende des 2. Weltkriegs ins Auge. Es ist dem Gedenken der Massenverhaftungen der NKWD in den Jahren 1945-51 sowie den damit verbundenen Schicksalen der Kinder und Jugendlichen gewidmet, die damals unberechtigt angeklagt und z.T. verurteilt wurden, dem „Werwolf“ angehört zu haben. Diese für die Beteiligten folgenschwere und mit traumatisierenden Erfahrungen einhergehenden Ereignisse der Nachkriegsgeschichte wurden einer größeren Öffentlichkeit zumeist erst nach der Auflösung der DDR bekannt, denn die Überlebenden mussten Schweigeerklärungen unterschreiben und wurden von der Stasi überwacht. Bis heute erinnert vor Ort keine Tafel, kein Gedenkstein, keine biographische Notiz an das Schicksal dieser Jugendlichen, von denen sechs namentlich bekannte Jugendliche aus Buchholz und Umgebung stammen.  
Vor dem Hintergrund dieser geschichtlichen Kenntnisse beabsichtigt die Künstlerin mit dem Kunstprojekt etwas „in Ordnung (zu) bringen“ – also mit Hilfe der Kunst eine Erinnerungskultur in Szene zu setzen, die das, was damals geschehen ist, davor bewahrt, gänzlich in Vergessenheit zu geraten, ohne freilich das Unrecht damit „wieder gut machen“ zu können. Sie möchte, kurz gesagt, den Versuch wagen, in Ordnung zu bringen, was nicht in Ordnung zu bringen ist.
Ein das Projekt insgesamt leitender Gedanke ist dabei die Einsicht, dass man zwar erinnern kann – an tausende Kinder und Jugendlichen die zwischen 1945 und 1951 in Ostdeutschland unschuldig verhaftet, gefoltert, verurteilt und erschossen wurden –, dass aber solche Erinnerungen nur wach bleiben, wenn sie immer neu erinnert werden können. Eben darauf zielt das Ausstellungsprojekt und die mit ihm verbundene Erinnerungsarbeit mit Rostocker Schülerinnen und Schülern (s.u.).
In der Kirche und auf dem Kirchhof entstehen Installationen, die dieses Thema aufgreifen und anregen, sich mit der Geschichte erneut auseinanderzusetzen. Der Gedenkstein für die im 1. Weltkrieg Gefallenen wird mit weißem Vlies zu einem Kokon verhüllt. Zwischen den Bäumen hängen Fahnen auf denen Schatten gedruckt sind. Im Mausoleum werden die Ausstellungsbesucher und -besucherinnen mit einer Installation von Tonfragmenten und Körperhüllen konfrontiert. In der Kirche werden Bannerfahnen, mit Stelen bedruckt, quer vor der Empore aufgespannt und als Installation auf dem Boden Körperhüllen verteilt (vgl. ähnliche Installationen der Künstlerin auf https://www.sieglinde-mix.de/). Diese Installationen auf dem Kirchhof, im Mausoleum und in der Kirche zielen auf eine die jeweiligen Sichtachsen und Raumperspektiven verhüllende und gerade dadurch „Dahinterliegendes“ entbergende bzw. in Vergessenheit Geratenes vergegenwärtigende ästhetische Erfahrung.
Demselben Anliegen dient auch ein mit dem Ausstellungsprojekt eng verbundenes Schulprojekt. Ausgangspunkt ist dabei ein alter Brauch aus dem 19. Jahrhundert: Sogenannte Gedenkbretter, die von Schreinern künstlerisch gestaltet wurden und zu Ehren der Toten aufgestellt wurden. Ziel ist es,  in Kooperation mit der Lehrerin Gabriele Struck von der Baltic-Schule Rostock Schülerinnen und Schülern zu einer Beschäftigung mit den Schicksalen der verfolgten und verurteilten Jugendlichen anzuregen und ihnen die Möglichkeit zu geben, für jeweils einen von ihnen ein solches Gedenkbrett zu gestalten und in bzw. an der KunstKirche Buchholz aufzustellen.  

 

 

Ev.-Luth. Kirchengemeinde Buchholz
Kirchenstr. 7
18059 Ziesendorf OT Buchholz
Tel.: 038207 221
buchholz@elkm.de
www.kirche-buchholz.de

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