30Gutshaus DAMMEREEZ

Ein irrer Duft von Holz

Leonide Baum: Ein irrer Duft von Holz. 1996

Ein irrer Duft von Holz
Leonide Baum

Ausstellung | täglich 12-16 Uhr | und nach Vereinbarung
Vernissage und Lesung „Ein irrer Duft von Holz“ | 28.09. | 14 Uhr
Lesung „Grenzfälle“ | 03.10. | 14 Uhr
Finissage und Gespräch| 06.10. | 14 Uhr

Kurz nach der Wende arbeitete die studierte Pädagogin Leonide Baum als Schuldnerberaterin in Gadebusch, wo sie seit Ende der 1950er-Jahre lebt. Die Büros waren in dieser Zeit in Baracken hinter dem Bahnhof untergebracht. Baum vernahm an ihrem Arbeitsplatz ein wiederkehrendes Geräusch, das durch die Fenster zu ihren Ohren drang und dem sie in ihren Mittagspausen nachging. Einige Baracken weiter fand sie eine Gruppe junger Frauen vor, die Holz hackten. Junge, ausgebildete Frauen, die im Nachgang der Wende keine Arbeit fanden, die als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme von morgens bis abends unter starker körperlicher Anstrengung und ohne Schutzkleidung Holz spalteten.
Es war der Ausgangspunkt für Leonide Baums Projekt „Ein irrer Duft von Holz“. Fortan nutzte Baum ihre Mittagspausen, um Fotos von den jungen Frauen bei ihrer schweren Arbeit zu machen. Nach ihren Arbeitstagen führte Baum Gespräche mit den Frauen, fragte sie nach ihren Wünschen, Träumen, Hoffnungen. Aus dieser Momentaufnahme fertigte Baum eine Dokumentation an, in der sie ihre Fotografien und Gespräche in Form von Texten zusammenführte und 1996 als gebundenes Heft veröffentlichte. Es folgten Ausstellungen ihrer Farbfotografien, dann weitere Gespräche mit einigen dieser Frauen, die sie fünf Jahre nach der ABM wiedertraf. Diese Texte über mögliche erfüllte Träume und gescheiterte Hoffnungen sind zu Beginn der 2000er-Jahre veröffentlicht worden.
Als Antwort auf die Wiedervereinigung präsentieren Christina Irrgang und Leonide Baum das Projekt „Ein irrer Duft von Holz“ 34 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung in Form einer Ausstellung ihrer großformatigen Farbfotografien mit begleitender Lesung und Diskussion im Gartensaal im Gutshaus Dammereez.

Leonide Baum, geboren 1937 in Hirtenheim/Bessarabien, hat ein Pädagogikstudium in Dresden absolviert und verfasst seit vielen Jahren literarische Texte sowie Texte zur Aufarbeitung von gesellschaftlich relevanten Themen wie Flucht, Migration und Unterdrückung. Sie ist Mitglied im Lübecker Autorenkreis, beschäftigt sich mit Fotografie und hat Ausstellungen und Lesungen realisiert. Sie lebt in Gadebusch.

Christina Irrgang, geboren 1983 in Rotenburg an der Fulda, ist Kunst- und Medienwissenschaftlerin, Autorin und Musikerin. Sie hat an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe zu fotografischen Bildstrategien im Nationalsozialismus promoviert.
In ihrer Arbeit als freie Autorin legt sie einen Schwerpunkt auf Techniken demokratischer Kommunikation und Gesprächsführung. Sie lebt und arbeitet in Dammereez.

Am Rande des Englischen Landschaftsparks Dammereez, der Anfang des 19. Jahrhunderts entstand und heute einer der ältesten Gutsparks in Mecklenburg-Vorpommern ist, befindet sich das Gutshaus Dammereez, das 1864 zum Herrenhaus umgebaut worden war.
Der 2020 sanierte Gartensaal, der sich an die Eingangshalle des Hauses anschließt und über eine Außenterrasse Zugang zum weitläufigen Park bietet, ist seit 2023 ein Ort für Kunst, Literatur, Gesang, Yoga und Diskurs. Die Nähe zur Natur stellt eine Besonderheit dar, die das kulturelle Programm begleitet: zählt der Dammereezer Park aufgrund seines sehr alten Gehölzbestandes zu den wertvollsten dendrologischen Gärten in Mecklenburg.

 

 

Gutshaus DAMMEREEZ
Am Schloßpark 1
19273 Dammereez
Tel.: 0178 9181773
text@christinairrgang.de

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